Lothars Reiseberichte

Rundreise Neuseeland 2010

Mit diesem Reisebericht beschreibe ich nur die Tour auf der Nordinsel unserer Rundreise Neuseeland 2010. Es ist die Weiterführung der Reise nach der Fährüberfahrt von der Südinsel. Der Reisebericht ist oben über den Button Südinsel zu erreichen.

Reisebericht Nordinsel

18 Tage

Tagesabschnitt Tagesabschnitt
[ 1] Wellington ⇒ Wanganui [10] Orewa ⇒ Devonport ⇒ Russell
[ 2] Wanganui [11] Bay Of Islands
[ 3] Wanganui ⇒ Tongariro N.P. ⇒ Taupo [12] Russell, Paihia
[ 4] Taupo ⇒ Rotorua [13] Russell ⇒ Orewa
[ 5] Rotorua [14] Orewa ⇒ Waihi Beach
[ 6] Rotorua ⇒ Matamata ⇒ Hahei [15] Waihi Beach
[ 7] Hahei [16] Waihi Beach ⇒ Orewa
[ 8] Hahei ⇒ Coromandel Town [17] Orewa ⇒ Auckland
[ 9] Coromandel ⇒ Orewa [18] Auckland mit Devonport

[16. März] Wellington⇒Wanganui wolkig20 °C

Als wir heute Morgen in Picton die Fähre nach Wellington bestiegen hatten, säuselte ein laues Lüftchen um unsere Nasen. Je näher wir Wellington kamen, umso mehr wurde daraus ein Sturm und dieser bläst nun mit sehr starken Böen von Westen. Weil unser Wohnmobil sehr seitenwindempfindlich ist, habe ich Mühe die Spur zu halten. Auf manchen Streckenabschnitten kommen wir nur mit 60 km/h voran. Der Verkehr auf dem Highway ist sehr stark und weil ich so schleichen muss, fahren die Neuseeländer ungewöhnlich aggressiv; vielleicht liegt das ja am Wetter. Doch wenn ich schneller fahre, kann ich das Lenkrad kaum halten. Bei der Abfahrt vom Fährhafen in Wellington hatten wir die Wahl: Entweder, wir nehmen die gleiche Strecke nach Wanganui wie vor zwei Jahren oder wir fahren Richtung Napier. Weil es im Nordosten aber schon seit drei Tagen regnet, entscheiden wir uns für Wanganui. Je weiter wir nach Norden kommen, umso dicker werden die Wolken, doch Richtung Westen nach Wanganui lockern sie wieder auf. Heute ist es uns egal, denn wir wollen nur noch den Wanganui River TOP 10 Holiday Park direkt am Wanganui River ansteuern.

Beim Einchecken merken wir schnell, dass wir von einem jungen Deutschen bedient werden, der auf Work und Travel Tour durch Neuseeland ist. Froh, endlich mal wieder Deutsch sprechen zu können, sprudeln ihm die Ausflugstipps nur so aus seinem Munde, dass wir nur die Hälfte mitbekommen. Aber wir wollten morgen sowieso hier in der Gegend bleiben. Die Wettervorhersage für den Tongariro Nationalpark geht von Regen aus, was uns der junge Mann auch bestätigt. Übermorgen soll wieder die Sonne scheinen.

Der Holiday Park ist nur schwach besucht. Wir nehmen nicht den teureren Standplatz am Fluss, sondern einen wunderschönen Platz auf der grünen Wiese. Und so lange uns keiner den Blick verstellt, können wir aus dem hinteren Fenster auch den Fluss sehen. Am Abend lässt der Sturm nach und die Wolken werden immer weniger. Das lässt für morgen hoffen.

Heute lesen wir in der Zeitung, warum wir in Kaikoura vermutlich keine Wale gesehen haben. Die Fidji-Inseln, ca. 1500 Km nordöstlich von hier, sind von einem riesigen Zyklon (=Taifun = Hurricane) heimgesucht worden. Zeitgleich wütete ein anderer Zyklon auf den Salomonen Inseln (zwischen Fidji und Nordost Australien). Die Wale werden sich vielleicht in tiefere Gewässer zurückgezogen haben.
(TOP)

[17. März] Wanganui schauer 18 °C

Nachts prasselt der Regen auf das Dach und die romantische Lage unter den Bäumen wird zur Ruhestörung, denn Wind und Regen lassen lose Äste und irgendwelche harten Kügelchen auf das Dach poltern. Deshalb schlafen wir länger und stehen erst spät auf. Wir versäumen ja nichts. Der Tag zeigt sich grau in grau mit Regen. Gut, dass wir für 2 Nächte gebucht hatten, so lassen wir uns Zeit und fahren im Laufe des Vormittags zum Einkaufen in den Ort, um die Vorräte aufzufüllen. In Wanganui sind die Parkplätze nicht für große Wohnmobile eingerichtet und so stehen wir wieder mal auf 4 Pkw-Plätzen. Die Lebensmittel sind in den Supermärkten der Nordinsel teurer als in denen der Südinsel. Auch die Preisschere zwischen der New World Kette und Pak'n Save steht hier noch weiter auseinander. Doch das Allerschlimmste ist, auf der gesamten Nordinsel bekommen wir unseren Lieblingswein, den Pinot Noir Waipara Hills, nicht mehr.

Der Dauerregen ist in Schauer übergegangen. Wir fahren an der Küste zwei Beaches ab. Die Kai-Iwi Beach und die Waiinu Beach. Erstere, weil uns der junge deutsche TOP 10 Helfer diese Beach ans Herz gelegt hat. Tatsächlich ist die Kai-Iwi Beach wirklich sehr wildromantisch, für den Neuseeland-Naturfreak recht abenteuerlich zu erreichen. Wir sparen uns die nähere Erkundung, weil hier an der Küste immer noch ein sehr böiger Sturm vom Meer bläst und die Wellen mit aller Naturgewalt an den Strand wirft. Direkt an der Waiinu Beach liegt ein kostenloser Campground, mit Wasseranschluss. Es ist sehr schön, deshalb legen wir hier unsere Mittagspause ein. Allen Stränden ist eines gemeinsam: Schwere Sturmböen peitschen die schier unbändige Brandung an den mit schwarzen Sand bedeckten Strand. Auch wenn das Wetter einen Spaziergang lebensgefährlich werden lässt, bietet sich uns eine wildromantische Natur. Mit seiner Ansicht, dass die lokale Wanganui Beach nicht sehr einladend sei, hatte der junge Mann auch vollkommen recht, diese Beach besuchen wir auf der Rückfahrt. Und die Trostlosigkeit liegt nicht nur am Wetter.

Nachmittags, die Schauer haben nachgelassen und die Sonne kommt später raus, bummeln wir durch den schönen Ort und die Straßen Wanganuis. Weil einer der Mückenstiche an Giselas Arm mittlerweile sich auf den halben Unterarm ausgedehnt hat, bleiben wir vor einer Apotheke stehen und beratschlagen, wie man der Apothekerin folgende Erklärung auf Englisch geben könnte: Der Mückenstich juckt nicht, dafür aber die dicke Schwellung um den Stich herum. Wir brauchen etwas zur Linderung. Es fehlt uns an den einfachsten Vokabeln. Trotzdem gehen wir hinein und beginnen das Problem mit umschreibenden Wörtern zu schildern sowie mit Händen und - nein, nicht mit Füßen sondern- mit Armen. Die sehr freundliche Apothekerin stellt zwei drei gezielte Fragen. Schon steht die Diagnose und wir bekommen die entsprechende Arznei. Wundervolles Land, wundervolle Menschen. Um es gleich vorwegzunehmen, die Schwellung war nach 2 Tagen verschwunden, das Mittel war gut.

Zum Ende des Tages schiebt der Südsturm die Wolken weiter nach Norden und die Sonne kommt langsam heraus. Deshalb fahren wir noch auf den Durie Hill. Der 34 m hohe Memorial Tower ist schon von Weitem auf dem Berg zu sehen. Gegenüber der Wanganui City Bridge führt ein ca. 200 m langer Tunnel für Fußgänger zu einem Aufzug. Dieser hebt einen über 60 m hinauf auf den sog. Orange Tower, neben einem Parkplatz, auf dem wir gut Platz haben, weil er leer ist. Wer die 176 Stufen auf den Tower nicht laufen möchte, hat vom Parkplatz aus schon einen sehr schönen Überblick auf die Stadt, den sich hindurchschlängelnden Fluss auf den Mt. Taranaki und Mt. Ruapehu im Tongariro Nationalpark im Norden und die Tasman See, in der der Wanganui River mündet. Mein Vergnügen wird allerdings eingeschränkt durch den gewaltigen Sturm oben auf dem Tower, der mir die Tränen in die Augen treibt. Und nach Norden verhindern schwere Wolken die Sicht hinüber zum Tongariro Nationalpark. Wichtig ist aber nur, dass die Wolken morgen verschwunden sind.
(TOP)

[18. März] Wanganui ⇒ Tongariro N.P. ⇒ Taupo sonnig 17 °C

Südwind bedeuten im Herbst fast immer kalter Wind sowie klare und kalte Nächte. Mit 8 °C haben wir diesmal die kälteste Nacht in Neuseeland verbracht. Warum sind wir nicht auf der Südinsel geblieben, dort ist es gerade wärmer als hier im Norden. Doch die Sonne scheint und das wunderbare klare Wetter begleitet uns bis in die Höhen des Tongariro Nationalparks. Vor zwei Jahren hatten wir wegen des dichten Nebels im Park rein gar nichts gesehen. Doch diesmal ist die Anfahrt mit seinen wundervollen Aussichten auf die Vulkanberglandschaft ein Genuss. Je weiter wir in den Park hineinfahren, umso imposanter wächst der riesig wirkende Mt.Ruhapehu empor.

An der grazil aussehenden Makatote Gorge Eisenbahnbrücke gibt es einen ordentlichen Parkplatz, auf dem wir eine kurze Rast einlegen. Während ich draußen mit Fotografieren beschäftigt bin, ereilt Gisela drinnen im Wohnmobil ein Drama größeren Ausmaßes. Vor zwei Jahren hatten wir vor einer Bergfahrt einmal vergessen die Toilette zu entleeren. Als Ergebnis schwappte dann das volle Klo während des Auf und Ab auf kurvenreichen Straßen über und wir mussten die Sauerei drinnen wie draußen beseitigen. Diesmal sind wir also schlauer gewesen und leerten die Toilette auf dem Campingplatz in Wanganui (der Ort liegt etwa auf Meereshöhe). Als Gisela auf knapp 800 m Höhe nun die Toilette abzieht, explodiert in der dünnen Gebirgsluft die mit Seeluftdruck gefüllte Toilettenkassette mit hohem Druck. Das Ergebnis dieses unfreiwilligen physikalischen Experiments war eine unangenehme Sauerei auf der Kleidung und im ganzen Toilettenraum.

Hier oben kommt man sich manchmal vor wie in der Lüneburger Heide, denn überall leuchtet uns rotbraun blühendes Heidekraut entgegen. Von der SH 47 biegen wir auf die SH 48 ab. Auf der linken Seite streckt sich der wie ein klassischer Vulkan aussehende Mt.Ngauruhoe in den Himmel. Geradezu fahren wir in das Bergmassiv des Vulkans Mt.Ruhapehu hinein. Wir kommen an dem klotzig aussehenden Hotelblock Bayview Chateau Tongariro vorbei, der uns bei der Anfahrt schon von weiten in dieser grün-braunen Vulkanlandschaft als beige/roter Backsteinbau mit türkisfarbenem Dach ins Auge gestochen ist. Das First-Class-Hotel (4-Sterne) hat anscheinend ein Landschaftsschänder um 1929 mit 5 Etagen erbaut. Es stört ganz einfach das Landschaftsbild in ca. 1100 m Meereshöhe. Gegenüber befindet sich ein Holiday Park. Die Straße führt weiter hinauf mitten hinein ins Bergmassiv. Auf über 1500 m bietet dann ein großer Schotterparkplatz einen atemberaubenden Ausblick; natürlich nur, wenn das Wetter mitspielt, und diesmal konnten wir bei Sonnenschein und guter Sicht sehr weit gucken. In dieser einzigartigen, skurril wirkenden Vulkanlandschaft wurden wohl auch Szenen für den Film Herr der Ringe gedreht.

Nach der Mittagspause nehmen wir die SH 47 Richtung Turangi. Ein paar Kilometer vor dem Ort führt die Straße geradewegs auf einen Lookout zu. Von hier bietet sich ein wundervolles Panorama auf den Lake Taupo und seine ihn umgebende Landschaft. Im Vordergrund erhebt sich ein kleiner Vulkan, der knapp 500 m hohe Mt.Maunganamu, als wäre er hier zusammen mit dem an seinem Fuße sich hinschlängelnden Tokaanu Channel für Fotografen als Vordergrundmotiv abgestellt worden.

Kurz vor Taupo steuern wir einen der vielen Parkplätze an. Von hier aus sehen wir zurück auf das Bergmassiv des Mt.Ruhapehu, nun mit dem Lake Taupo im Vordergrund. Aus dem Tongariro Nationalpark ziehen jetzt Wolken auf, die über Nacht auch Taupo erreichen sollen. Da haben wir heute wirklich Glück gehabt mit dem Wetter. Von hier aus ist es nicht mehr weit bis zum Lake Taupo TOP 10 Holiday Resort ein. Als die Sonne hinter den Bergen versinkt und es langsam dunkel wird, färbt sie die am Himmel stehenden Wolken in ein seltsam mystisches Leuchten, das wir öfter schon einmal gesehen haben, aber in dieser Farbgebung nur in Neuseeland.
(TOP)

[19. März] Taupo ⇒ Rotorua wolkig 22 °C

Heute Nacht hatten wir 15 Grad anstelle der kalten 8 Grad gestern, sodass wir nicht frieren mussten. Bevor wir wieder auf Tour gehen, kurven wir in Taupo herum auf der Suche nach einem New World oder Pak'n Save Supermarkt. Weil wir keinen finden, stellen wir uns auf einen Woolworth-Parkplatz, um die Vorräte aufzufüllen. Die Wolken, die über Nacht aufgezogen waren, verziehen sich langsam wieder und die Sonne setzt sich immer mehr durch.

Huka Falls, Craters Of The Moon, Wai-O-Tapu, alle diese touristischen Ziele hatten wir 2008 besucht und sind der Meinung, wenn man sie einmal gesehen hat reicht das. Deshalb nehmen wir diesmal Kurs auf Orakai Korako im Hidden Valley. Auf befestigten Nebenstrecken erreichen wir den Lake Ohakuri. Die Attraktion liegt auf der anderen Seite des Ufers. Eine Personenfähre bringt die Touries zu einem kleinen Geothermalpark, den Smaragdterrassen Emerald Terrace, in dem ein Rundweg mit viel Dampf aus der Erde zu bewältigen ist. Irgendwie hatten wir uns das Hidden Valley anders vorgestellt, und so fahren wir weiter zu den Thermal Pools im Waikite Valley.

Das erste Highlight ist schon die Anfahrt. Plötzlich und unerwartet öffnet sich ein eindrucksvolles Tal, das man von oben kommend, vor einer steil nach unten führenden Straße vor sich erblickt. Zu meinem Bedauern gibt es nirgendwo einen Platz, an dem man mal zum Fotografieren anhalten könnte. Die Thermal Pools sind gut ausgeschildert, auch ein Campground ist angeschlossen. Von außen wirkt die Anlage klein, schlicht und unscheinbar, doch die 12 Dollar wollen wir trotzdem investieren. Sie sind aber auch den Eintritt wert. Ein großes Schwimmbecken und mehrere unterschiedlich große Ruhepools mit 40 °C warmen Thermalwasser, das aus einer nahe gelegenen Quelle ständig hinzu geführt wird, wirken äußerst entspannend. Es sind nur wenige Besucher anwesend, wir haben die ganze Anlage fast für uns alleine. Voller wird es erst, als wir gegen Mittag die Anlage gut erholt verlassen.

Eigentlich hatten wir vor, den TOP 10 Platz direkt in Rotorua anzusteuern. Doch der liegt zum einen direkt an einer Hauptverkehrsstraße und zum anderen ist der Weg zur City doch ganz schön weit, um mal kurz in die Stadt zu gehen. Deshalb beschließen ,wir den TOP 10 Platz an der Holden Bay, wenige Kilometer außerhalb Rotoruas, anzusteuern. Der Platz sagt uns mehr zu. Gleich bei der Ankunft lassen wir uns über die verschiedenen angebotenen Hangi Veranstaltungen informieren und buchen das Hangi Meal im Tamaki Maori Village für morgen Abend. Wir werden vom Campingplatz abgeholt und wieder zurückgebracht. Für diesen Programmpunkt fehlte uns vor zwei Jahren die Zeit.

Damals schafften wir es auch nicht, das Maoridorf Ohinemutu in Rotorua zu besuchen, unter anderem auch deshalb, weil ich keine Beschilderung und keine Zufahrt fand. Es gibt tatsächlich nur ganz wenig Beschilderung und keine direkte Zufahrt. Diesmal hatte ich mich im Vorfeld mit diversen Routenplanern auseinandergesetzt. So stellen wir das Wohnmobil am Beginn des Lakefront Drive ab und laufen die knapp 400 m bis zu den Häusern des Dorfes. Den großen Dorfplatz mit dem schönen Versammlungshaus erreichen wir als erstes und vernehmen sogleich ein Rufen von der gegenüberliegenden Seite des Platzes. Ein Maori, sitzend in einer Art Kiosk, ruft und winkt uns heran. Was will der denn, fragen wir uns. Eigentlich sind wir ja misstrauisch gegenüber solchen Aktionen, doch in Neuseeland hatten wir bisher nie negative Erfahrungen gemacht. Nach der standardmäßigen Frage unserer Herkunft klärt er uns über sein Dorf auf: Es ist der tatsächlich aktuell noch genutzte Lebensraum der Maoris und nicht etwa ein Museum. Wir dürften uns hier frei bewegen und seien von ihm persönlich eingeladen. Zum Beweis erhalten wir einen Aufkleber, den wir auf das T-Shirt pappen. Die Maoris würden auch keinen Eintritt verlangen, sondern würden sich über eine Spende von uns freuen, die zur Erhaltung des Dorfes beitragen würde. Nun gut, da kann man ja nicht Nein sagen. Wenigstens können wir uns danach frei bewegen, Filmen und Fotos machen. Es ist ein Ort der Ruhe und nicht nur auf dem angeschlossenen Friedhof vor der schönen Kirche.

Erst viel später merken wir bei der Sichtung der Fotos, dass alle Bilder, die wir in Ohinemutu geschossen haben, weiß geblieben sind. Die Bilder davor und danach sind vorhanden. Wie konnte das passieren? Handelt es sich hier etwas um mystische Einflüsse, ein Kameradefekt oder einfach nur um ein Handlingsfehler?

Weil das Wetter so schön ist, bummeln wir anschließend noch etwas auf der Promenade am Lake Rotorua entlang, lassen uns auf einer der Bänke nieder und beobachten das Treiben der Wasservögel, den See und die am Himmel dahinziehenden dekorativen Wolken. Diese entspannenden Momente gießen wir in vollen Zügen, das hat uns auf der ersten Reise gefehlt.
(TOP)

[20. März] Rotorua sonnig 22 °C

Der Morgen beginnt mit einem elektrischen Wasserkocher, der seinen Geist aufgegeben hat. Ich rufe mal wieder bei der Hotline von KEA an, um mir die Erlaubnis zu holen, einen neuen Wasserkocher zu kaufen. Weil ich den mobile water heater als defekt melde, will sie mich gleich in eine Werkstatt schicken. In dem Moment wird mir klar, dass das kaputte Ding gar nicht mobile water heater heißen kann. Die junge Frau sieht zeitgleich in ihrem Computer, dass wir Deutsche sind, und wir setzen das Gespräch auf Deutsch fort. So erfahren wir, dass der Wasserkocher Kettle heißt und wir etwas Vergleichbares gegen spätere Rückerstattung z. B. in einem Mitre 24 kaufen können. Weil der Haushaltswarenmarkt am Rand der City von Rotorua, liegt, lassen wir unser Gefährt nach dem Einkauf gleich auf dem geräumigen Parkplatz stehen und laufen durch die Straßen der schnell erreichten City. Es gibt erstaunlich wenige Touristenläden, dafür ist viel Polizei unterwegs und Politessen schreiben fleißig ihre Knöllchen. Als wir um eine Ecke biegen, fallen wir fast um, denn es stinkt fürchterlich nach Schwefel. Wir machen, dass wir weiter kommen.

Rainbow Springs ist das nächste Ziel, wir wollen zum Kiwi Encounter. Das Parken ist frei und kostenlos. Den Kiwi Encounter kann man nicht auf eigene Faust besuchen, es sind nur Führungen möglich, die uns für uns beide 55 $ kosten sollen. Zähneknirschend bezahlen wir. Im Nachhinein gesehen ging der Preis in Ordnung, denn mit diesem Geld wird u. a. auch die Kiwi Aufzuchtstation finanziert. Und, weil der Trupp Chinesen Gott sei Dank in ihren Bus steigen und nicht in die Kiwi Station wollen, bekommen wir beide praktisch eine Privatführung, nur zusammen mit einem Australier, der sich uns anschließt. Mehr eine Stunde nimmt sich die Mitarbeiterin der Aufzuchtstation Zeit, um uns über ihre Arbeit, die Kiwis und deren Aufzucht aufzuklären; die Führung dauert normalerweise nur 45 Minuten. Zu sehen bekommen wir u. a. die Fütterung und die medizinische Behandlung eines Jungvogels und in einem abgedunkelten Raum herumlaufende ausgewachsene Tiere. Nach dem Besuch der Station ist uns klar, dass wir frei lebende Kiwis zu 99 % nicht in freier Natur sehen werden.

Pünktlich um 17 Uhr erscheint der Kleinbus, der uns vom Holiday Park in Holden Bay abholt, um uns nach Rotorua ins Tamaki Heritage Experiences House, dem Maori Buchungszentrum, zu bringen. Die Wartezeit dort wird uns mit Videos auf modernsten Flachbildschirmen vertrieben. Im Laufe der Zeit füllt sich der Warteraum und schließlich fahren 4 voll besetzte Reisebusse kurz nach 18 Uhr zum Tamaki Maori Village etwas außerhalb Rotoruas. Bis hierhin trug diese Veranstaltung tatsächlich den Charakter von Touristenrummel, und als uns im Bus erklärt wurde, dass auch noch pro Bus ein Anführer aus unseren Reihen gewählt werden sollte, der dem Häuptling seine Referenz erweisen soll, schien es fast schon eine peinlich touristische Show zu werden.

Vom Busparkplatz aus werden wir in eine kleine Arena geführt, in der wir nun zu warten haben, bis sich der Herr Häuptling herab lässt, uns zu begrüßen. Es dauert und dauert, bis plötzlich eine Reihe von gefährlich tätowiert aussehenden Maoris in die Arena stürmen, mit markerschütternden Schreien, weit aufgerissenen großen Augen und der weit herausgestreckten Zunge ihr Imponiergehabe uns Eindringlingen in Angst und Schrecken versetzt. Nur gut, dass die Reaktion unserer 4 Anführer zuvor eingeübt wurde, denn die bleiben ohne zu weichen am Rande der Arena stehen. Nachdem die Krieger klargestellt haben, wer hier zu Hause ist, nehmen sie die vorbereiteten Gastgeschenke an, was uns nun wiederum den Zutritt ins Lager garantiert.

Touristisch hin, Ritual her. Die weißen Entdecker vor einigen Hundert Jahren haben solche Begrüßungsrituale mit Sicherheit nicht als solche verstanden und sie stattdessen als kriegerische Handlung interpretiert. Und genau diese daraufhin womöglich falschen Reaktionen sind meiner Überzeugung nach die Ursache von Missverständnissen und daraus resultierenden kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen vielen Völkern, damals und heute.

Ich weiß, das sind hochtrabende Gedanken für eine kleine touristische Veranstaltung, die aber nur eines zum Ziel hat: Dem Besucher sollen die Rituale und die Lebensweise der Maoris nähergebracht werden. Sie zeigt sicherlich nur einen kleinen Teil einer Lebensweise, die heute noch unter den Maoris gepflegt wird, denn die dargebotenen Rituale habe die Maoris nicht für die Touristen erfunden, sondern es ist die Darstellung ihrer eigenen überlieferten Lebensweise. Steigt man mit dieser Einstellung aus den Bussen aus und versucht, unser heutiges Weltbild auf dem Weg zum Empfangsplatz zu vergessen, wird man nach einer schier endlosen Wartezeit, bis der Maori Chef mit seinem Gefolge auftaucht, in den Bann der alten Mythen und Riten gezogen, an deren Ende das Hangi steht.

Doch zuvor werden wir in das Maoridorf des Mittelalters geführt. Es stellt sich als eine Art Freilichtmuseum dar, in dem den Besuchern das ursprüngliche Leben anschaulich vorgestellt wird, wie es zur Zeit der Besiedlung Neuseelands (Aotearoa) überliefert worden ist. Danach werden wir in das Versammlungshaus zur Musik- und Tanzvorführung eingeladen. Klar, es ist eine touristische Veranstaltung mit der die Beteiligten ihr Geld verdienen. Doch wo sonst kann man die Kultur der Maori in solch konzentrierter Form kennenlernen. Nach dem Kulturkonsum geht es zum Hangi. Hierbei handelt es sich um ein im Erdofen zubereitetes Festmahl. Das dargebotene Buffet besteht u. a. aus Möhren, Pellkartoffeln, Süßkartoffeln, Stuffing, Hähnchen, Lamm, Fisch, Muscheln, Salaten, Soßen, Maisbrot sowie Pudding, Baiser Torten und Früchten als Dessert. Zur trinken gibt es leckeren Kiwipunsch mit und ohne Alkohol. Wir wissen gar nicht, was wir zuerst probieren sollen. Leere Schalen und Platten werden sofort wieder aufgefüllt.

Als wir Touries auf dem Rückweg vom Maori Busfahrer noch singend in Stimmung gebracht wurden und zum Abschluss noch fünf Mal im Kreisverkehr kreiste, kehren wir wieder in die reale Welt zurück. Es bleibt die Erkenntnis: Maori sind lebenslustige und freundliche Leute, die stolz ihre Kultur bewahren. Gleich hinter den Kreisverkehr wartet ein Taxi, das uns zurück nach Holden Bay bringt. Ob der Maori-Taxifahrer auch zu den lebenslustigen gehört, wissen wir nicht genau, er sprach jedenfalls kein einziges Wort mit uns. Im Wohnmobil angekommen liegt uns das Essen schwer im Magen, wir haben wohl viel zu viel gegessen. Ein Schnaps wäre jetzt gut. Doch schließlich schlafen wir doch noch ganz gut.
(TOP)

[21. März] Rotorua wolkig 18 °C ⇒ Hahei sonnig 27 °C

Nach dem reichlichen Hangi gestern Abend verzichten wir heute Morgen auf ein großes Frühstück. So kommen wir früh los und suchen uns erst einmal den Weg nach Matamata, Mittelerde, wo die Hobbits im Film Herr der Ringe lebten. Als Ringe-Filmfans können wir uns nicht gerade bezeichnen, doch wenn wir schon mal in Nähe von Filmschauplätzen sind, dann sind wir gerne einmal neugierig. Im Übrigen wurden die Filmszenen an den verschiedensten Drehorten verteilt über beide Inseln Neuseelands gedreht. Es ist Sonntag Vormittag als wir in den Ort kommen. Im Zentrum grüßt ein großes Hinweisschild mit Welcome in Hobbiton. An der folgenden Kreuzung gibt es ein Visitor Information Center (i-SITE), das sogar geöffnet hat. Doch wir finden außer dem ganzen Herr der Ringe Schickschnack keinerlei Informationen darüber, in welcher Gegend der Film denn nun gedreht wurde. Auf Nachfrage an der Information erklärte sie uns, wir müssten schon für 58 $ pro Person eine 2½-stündige Bustour zu den Filmschauplätzen im umliegenden Farmland buchen. (Meine Anmerkung: Viel gibt es davon nicht mehr, sind nämlich fast alle abgebaut). Die überaus nette junge Frau verweigert mir standhaft jeglichen Hinweis darauf, wo die Örtlichkeiten sich befinden. Na gut. Solche Fans sind wir nun auch nicht, als dass wir so viel Geld ausgeben und die Zeit investieren wollen. Ich erstehe noch eine Ansichtskarte mit Motiven von Hobbiton für satte 2 Dollar und wir ziehen weiter; rechtzeitig, so scheint es, weil gerade mehrere Busse mit Fans eintrudeln.

Ergänzung aus dem Jahr 2016: Wir sind immer noch keine Hobbits Fans. Dennoch möchte ich denen mitteilen, dass aufgrund der neuen Hobbits Filme in der Matamata-Region eine neue Mittelerde Filmlandschaft gebaut wurde. Und weil die neuseeländische Regierung mittlerweile auf Touristenexpansion setzt, lohnt es sich anscheinend wieder, diese Filmlandschaft zu besuchen. Auf der Webseite HOBBITON™ MOVIE SET TOUR kann man allerdings auch nur wieder geführte Bustouren für gutes Geld buchen. Individuelle Touristen sind weiterhin nicht erwünscht.
(TOP)

Eigentlich wollten wir Thames ansteuern. Doch in der Ferne stehen schwere dunkle Wolken am Himmel und so nehmen wir Kurs auf die östliche Seite der Coromandel Halbinsel. Die schön zu fahrende Strecke kennen wir schon vom letzten Mal. Um die Mittagszeit finden wir einen Standplatz am Wasser für ein Picknick im Bereich Tairua / Pauanui.

Es ist Sonntag Nachmittag, als wir den Holiday Park Hahei mit dem schönen Strand erreichen. Der Campingplatz ist fast leer. Wir suchen uns ein gemütliches Plätzchen am langen, fast menschenleeren Sandstrand. Vor uns der blaue Pazifik mit kleinen grünen Inselchen in der weiten Bucht. Leichte Wellen plätschern am Ufer. Die Sonne scheint bei 27 °C, eine seichte Brise weht vom Meer. Das Leben kann so schön sein.
(TOP)

[22. März] Hahei sonnig 26 °C

Wie der gestrige Tag endete, so weckt uns auch heute Morgen die Sonne. Genau diesen blauen Himmel hatte ich mir erhofft, denn ich möchte heute nochmals nach Catheral Cove laufen, um zum einen die weißen Felsen bei Sonnenschein zu fotografieren und zum anderen diesen wundervollen Ort und den nicht minder wundervollen Wanderweg nochmals zu sehen. Der Parkplatz oberhalb von Hahei ist trotz der frühen Stunde schon gut gefüllt. Um halb zehn mache ich mich mit Kamera und Fotoapparat auf den Weg. Gisela wollte nicht mit, sie möchte lieber das phantastische Panorama des blauen Meers mit den vielen kleinen Inseln und der Steilküste von hier oben aus genießen.

Die Sonne brennt und ich habe die Wasserflasche vergessen. Je weiter ich laufe, umso mehr quellen die Wolken bei immer schwüler werdenden Luft. Es ist fast zu warm zum Laufen. Der Wanderweg führt nicht nur nach Cathedral Cove, sondern auch zu den anderen kleinen Buchten, wie z. B. der Stingray Beach. Der Wegweiser weist 45 Minuten vom Parkplatz aus. So früh am Morgen ist auf dem Weg noch recht wenig los. Im Wechsel geht es mitunter recht steil bergauf und bergab oberhalb der Steilküste entlang. Mal laufe ich durch Eukalyptuswälder, dann wieder durch Farnwälder. Zwischendurch geben die Bäume immer mal wieder den Blick frei auf das Meer. Die Bänke, auf denen man vor 2 Jahren noch die herrliche Ruhe und den phantastischen Ausblick genießen konnte, sind leider alle abgebaut. Nach gut 35 Minuten sehe ich die steilen Treppen, die hinunterführen auf den Strand von Cathedral Cove.

Es ist immer noch ein mystischer Ort der Stille, man hört nur das leise Plätschern der Wellen, wenn nicht gerade ein Trupp Teenies herumalbert oder ganze Schulklassen ausgelassener Kinder sich nun überhaupt nicht für die Schönheit der Natur interessieren. Klar ist, je früher man losgeht, umso ruhiger ist es hier.

Aus den Kalksteinfelsen haben Wind und Wasser einen Durchgang unter den Felsen geschaffen, der von innen geformt ist wie die Decke einer Kathedrale. Mittlerweile haben die Wolken schon wieder Oberhand gewonnen, sodass die Sonne zwischendurch nur ganz kurz auf die Felsen und den Strand trifft. Doch dann leuchten diese weißen Felsen und verzaubern die Landschaft. Ich kann mich kaum losreißen von diesem Ort. Doch schließlich ist Zeit für den Rückweg. Nebenbei bemerkt würde ich gerne mal wissen, wie die Füße der Frauen aussehen, die in Flip Flops, Plastik-Clogs oder sogar hochhackigen spitzen Designer-Schuhen diesen Weg unternehmen.

Total verschwitzt und ausgelaugt zurück im Wohnmobil bin ich froh, dass ich mich etwas ausruhen und den Wasserspiegel wieder auffüllen kann. Doch mir war es wert, diesen Ort wieder besucht zu haben; und ich würde es ein drittes Mal tun. Wir fahren dann zurück und stellen uns auf den Parkplatz am Meer. Von hier aus führen Treppen hinter zum Strand, an dem wir heute einen faulen Tag verbringen. Ausflüge nach Hot Water Beach oder Cooks Beach unternahmen wir vor zwei Jahren.

Apropos vor zwei Jahren. Entweder haben wir es damals nicht so gemerkt, oder der Holiday Park ist seit der Zeit wirklich so heruntergekommen. Die Anlagen sind alle sehr renovierungsbedürftig, defekt, kaputt oder gesperrt, weil kaputt. Die sanitären Anlagen sind schmuddelig bis dreckig, Schmierstaub überall, teilweise lassen sich die Toilettentüren gar nicht mehr verschließen, weil die Riegel ausgebrochen sind. Die Stellplätze sind schief und uneben, "Powered Sites" haben keinen Strom. Und der Platz ist einer der teuersten auf der Reise. Das einzig Gute an dem Platz ist die Lage, das ist unbestritten. Wir stehen nicht alleine mit dieser Meinung, denn den gleichen Eindruck hat auch ein holländisches Paar, mit denen wir ins Gespräch gekommen sind.
(TOP)

[23. März] Hahei ⇒ Coromandel Town sonnig 26 °C

Obwohl es die Nacht heftig geregnet hat, werden wir wieder von der aufgehenden Sonne geweckt. Die Wolken ziehen ab. Wir verlassen den Holiday Park gerne, Hahei ungern. Weil von dieser Halbinsel bekanntlich nur eine Personenfähre ins gegenüberliegende Whitianga fährt, muss man einen 40 Km langen Umweg in Kauf nehmen. Es ist die einzige Strecke nach Coromandel Town, aber dafür passiert man eine wunderschöne Landschaft. Es geht ständig leicht bergauf und bergab mit vielen Kurven, manchmal blitzt das tiefe Blau des Ozeans durch die Bäume hindurch. Wir passieren am Meer gelegene kleine Orte wie Kuaotunu und Matarangi. Irgendwann erreichen wir plötzlich einen Lookout. Parken kann man nur in der engen Kurve, aber es reicht für ein paar Pkw und unser Wohnmobil. Wir laufen ein paar Treppen hinauf und werden belohnt: Aus ca. 360 m Höhe zeigt sich ein sagenhaftes Panorama hinunter auf Coromandel Town. Viele geschwungenen Buchten sind zu sehen, vorgelagerte Inseln und Inselchen in türkisblauem Wasser, übergehend in tiefblaues Wasser des Hauraki Gulf und in der Ferne, fast verschleiert vom Dunst das Northland nördlich von Auckland. Von hier aus ist es nicht mehr weit bis Coromandel Town, es geht sehr steil und sehr kurvenreich hinunter in den Ort am Meer.

Der Ort macht einen sehr gepflegten Eindruck, viele alte, schön hergerichtete Holzhäuser mit den in Neuseelands üblichen schattenspendenden Vordächern stehen rechts und links an der Hauptstraße. In den kleinen Geschäften fühlt man sich um Jahrzehnte zurückversetzt, es ist nichts zu spüren von Hektik oder Touristenrummel. An der einzigen (BP-)Tankstelle prangt ein Schild: No Campers. Hoffentlich reicht das Benzin noch bis Thames. Wir freuen uns auf den schön gelegenen Top10 Holiday Park mit direktem Zugang zur Shelly Beach. Eine Wohltat, endlich wieder einen sauberen Campingplatz vorzufinden. Auf einem Hinweisschild steht auch noch der Hinweis auf die Save Beach.

Das Wetter lädt ein zu einem Bad, deshalb entscheiden wir uns auch dafür an dem zuvor inspizierten Strand. Als wir dort wieder in Badesachen auftauchen, ist das Wasser weg. Ebbe. Heimisches Nordsee-Feeling stellt sich ein. Aber gut, dass wir nicht gebadet haben, denn das abfließende Wasser legt den Meeresboden frei; der ist übersät mit vielen einzeln herumliegenden kleinen und großen Steinen. Na ja, und weil das Wasser jetzt nur in weiter Ferne zu sehen ist, hätten zum Schwimmen ewig weit hineinlaufen müssen. Save Beach! Für Nichtschwimmer lügt die Werbung der sicheren Beach nicht.

Abends füllt sich der Platz, immer mehr Wohnmobile fahren auf. Die Holländer sind auch schon wieder da. Weil der Platz nach Westen ausgerichtet ist, freuen wir uns auf einen Sonnenuntergang. Doch am Horizont sind zum Abend Wolken aufgezogen, durch die die untergehende Sonne nur selten hindurchblitzt. Das stört so manchen professionellen Hobbyfotografen nicht. Die platzieren ihre Kamera mit Timer und Selbstauslöser auf einem Stativ und halten ein Pläuschchen mit dem Nachbarn, während die Sonne untergeht und die Kamera alle 30 Sekunden einmal auslöst.
(TOP)

[24. März] Coromandel Town heiter 22 °C ⇒ Orere Regen 17 °C ⇒ Orewa wolkig 24 °C

Nachts hat es mal wieder stark geregnet, doch die aufgehende Sonne vertreibt die dicken Wolken. Die Landschaft sieht aus wie frisch gewaschen. Ich bin gespannt auf die Strecke nach Thames, sie soll sehr schön sein. Meine Erwartungen werden voll erfüllt. Wobei ich im Nachhinein der Ansicht bin, dass die attraktivere Aussicht auf die Landschaft in entgegengesetzter Richtung ist, also Richtung Coromandel Town. Es gibt einige Parkbuchten, an denen man die Aussicht auf die Küstenlinie genießen kann, die sind aber auch nur in nördlicher Richtung angelegt. Wegen der vielen Kurven kommt man zumindest mit dem großen Wohnmobil schlecht auf die andere Seite. Die Fahrt erfordert volle Konzentration, denn die Straße ist mitunter sehr eng und kurvenreich. Sie führt lange direkt am Meer entlang. Es sind viele LKW unterwegs, die einem natürlich immer nur an den engsten und unübersichtlichen Stellen entgegenkommen.

Mit dem letzten Tropfen Diesel fahren wir nach Thames hinein und tanken dort den teuersten Treibstoff ganz Neuseelands. Nachdem wir unsere Vorräte aufgefüllt haben, machen wir uns weiter auf den Weg Richtung Auckland, denn die Goldminen, die hier wohl die einzige Attraktion zu sein scheinen, interessieren uns nicht besonders. Später verlassen wir die Hauptstraße, denn wir wollen Richtung Orere Point fahren. Die Strecke führt teils am Meer, teils im Landesinneren nach Norden. Der Himmel wird immer dunkler. Auf der anderen Seite der Bay ist die Halbinsel Coromandel im Sonnenschein zu sehen. Die nicht sehr attraktive Gegend wird immer einsamer und unwirtlicher. Wir lieben die Natur, aber solche Naturfreaks sind wir nun auch wieder nicht, als wir uns hier im absoluten Nichts wohlfühlen würden. Wir fragen uns, warum es hier überhaupt Campingplätze gibt. Zu unserer Stimmung passend beginnt es auch noch zu regnen. Warum sind wir nicht einfach nur auf der Coromandel Halbinsel geblieben. Wir flüchten auf ganz engen Straßen, die wohl nur von den ansässigen Kuhhirten benutzt werden, Richtung Auckland. Schafe scheint es in diese Gegend überhaupt nicht zu geben. Insgesamt haben wir diesmal auf unseren Touren mehr Kühe als Schafe gesehen.

Aus der scheinbar vergessenen einsamen ländlichen Gegend sind wir flugs wieder in der rasanten Hektik der Highways von Auckland. Ja, auch das ist Neuseeland: dichter Verkehr mit hektischem Spurenwechsel. Deshalb sind wir auch froh, dass die Auckland Harbour Bridge, eine achtspurige Straßenbrücke über den Waitemata Harbour, in Sicht kommt; denn damit verlassen wir den Highway Wirrwarr Aucklands wieder in ruhigere Gefilde. Wir haben alles richtig gemacht, denn das Wetter wird wieder besser und die Sonne kommt heraus. Wir fahren vom Highway herunter und beziehen den TOP 10 Holiday Park in Orewa. Hier ist die Neuseelandwelt wieder in Ordnung. Der Platz liegt zwischen der Straße und dem breiten Strand an einer lang gezogenen Bucht. Der Platz ist nur mit einem Fußweg und einem Dünengürtel vom Campingplatz getrennt. Wir nehmen einen Platz unter hohen Bäumen in der zweiten Reihe und haben trotzdem noch Meerblick. Die erste Erkundung führt natürlich an den Strand. Kaum sind wir da, verschwindet das Wasser schon wieder. Ebbe. Wir laufen auf dem festen Untergrund des Strandes fast die ganze Bucht ab. Kite-Surfer düsen auf dem flachen Wasser getrieben von einer frischen Brise auf und ab. Auf dem Fußweg laden Bänke nicht nur zum Ausruhen ein, sondern auch um den Ausblick zu genießen, auf die weitläufige Bucht, das blaue Wasser der Bay bis hinüber auf die im Dunst liegende Coromandel-Halbinsel .
(TOP)

[25. März] Orewa ⇒ Devonport ⇒ Russell sonnig 23 °C

Nachts hat es wieder einmal heftig geregnet. Der Sonnenaufgang wischt die Wolken auch diesmal wieder weg. Ein kleiner Campervan hatte sich gestern Nacht so in die erste Reihe gestellt, dass wir den Sonnenaufgang nur teilweise vom Frühstückstisch aus verfolgen können. Wichtig ist aber nur, dass die Sonne von einem blauen Himmel scheint, weil wir heute Morgen nach Devonport wollen, um die von der Vormittagssonne angestrahlte Skyline Aucklands zu bewundern und zu fotografieren. Devonport liegt gegenüber von Downtown Auckland und ist schnell und günstig mit der Fähre zu erreichen. Wir nehmen die Straße und haben prompt das Problem, dass wir mit unserem riesigen Trumm von Wohnmobil uns nicht auf den Mt.Victoria trauen. Die Auffahrt und die erste Kurve scheinen viel zu eng und ein Warnschild lässt uns am Straßenrand parken. Wir laufen ein Stück den Berg hinauf. Der Lohn ist eine ganz gute Aussicht, für unsere Kamera ist Auckland etwas zu weit weg. Die Skyline ist eigentlich nur geprägt von den Hafenanlagen, sodass keine rechte Fotografierfreude aufkommen möchte. Auch fragen wir uns, von wo plötzlich die vielen Wolken hergekommen sind; als wir vor einer halben Stunde in Orewa losfuhren, war kein Wölkchen zu sehen.

Devonport selbst ist ein wirklich netter Ort, zu dem wir zurückkehren werden, wenn wir unsere letzten Tage ohne Wohnmobil in Auckland verbringen werden. Mehr darüber gibt es weiter unten. Deshalb sehen wir zu, dass wir auf den Highway 1 kommen, um nach Russell, weit im Norden liegend, zu fahren. Diese Entscheidung war ein Fehler, denn die Sonne scheint heute und die Skyline lässt sich von dem kleinen Park rechts vom Fähranleger hervorragend fotografieren. Doch das wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Die 35 Km bis Orewa sind schnell gefahren. Bleibt man weiter auf dem Highway, kostet das 4 Dollar Maut, durch einen Tunnel hindurch. Die schönere, aber auch wesentlich langsamere Strecke ist der alte Highway, eben durch Orewa hindurch. Später kommt man automatisch wieder auf den dann wieder kostenfreien Teil des Highways.

Weil wir Benzin brauchen, fahren wir zur Mittagszeit nach Whangarei hinein. Es folgt die Katastrophe hoch drei. Die City ist geprägt von engen Straßen, auf denen sich zur Mittagszeit Blechlawinen an viel zu kurzen grünen Ampelphasen stauen. Für einen Kilometer benötigen wir fast eine ganze Stunde. Das machen wir nicht noch einmal, denn günstige Tankstellen gibt es reichlich direkt an der Hauptstraße.

Dem Navi hatte ich anfangs bei der Einstellung beigebracht, mir Strecken mit Fähren zu verschweigen. Wie üblich hält sich auch dieser Computer an das, was man ihm sagt, und lotst uns ca. 20 Km hinter Whangarei auf die ca. 65 Km lange Nebenstrecke nach Russell. War ja auch anfangs gar nicht so schlimm, weil gerade Nebenstrecken ihren Reiz haben. Was wir nicht wussten, ist, dass die gesamte Strecke mit unendlich vielen engen Kurven und vorm in und hinter kleinen Steigungen und Gefällen gespickt ist. Wir kommen auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp 30 km/h und benötigen für die 65 Km mehr als zwei Stunden.

Mal irgendwo anhalten und die Aussicht genießen ist nicht drin, weil es keine Aussichten und keine Haltepunkte gibt, außer man will sich enge Täler mit vielen grünen Bäumen und grauen Felsen ansehen. In einer der 90° Kurven will uns das Navi geradeaus in einen unbefestigten Weg in den Wald hinein locken, vor dem ein Holzschild steht Narrow and winding road, während das Richtungsschild an der Straße meint, wir kommen auf der geteerten Straße nach Russell. Auch unsere Straßenkarte lockt mit dem abkürzenden Waldweg. Weil ich die Ausmaße von unserem Wohnmobil mittlerweile sehr gut kenne, widerstehe ich der Verlockung und wir bleiben auf der Asphaltstraße, auch wenn es noch länger dauern sollte. Zwei weitere Wohnmobile fahren gerade an dem Abzweig an uns vorbei. Das bestätigt meinen Entschluss und ich nehme die Verfolgung auf. Das Navi will mich anfangs noch zum Umkehren zwingen, dann redet es nicht mehr mit mir. Ich bleibe stur hinter den beiden anderen.

Gisela ist sehr schweigsam geworden, sie hängt mit einer ungesunden grau-weißen Gesichtsfarbe auf dem Beifahrersitz. Mir wird heiß. Ich kann nichts tun, außer weiterzufahren. Nirgendwo eine Haltebucht auf der schmalen Straße. Umkehren steht schon lange nicht mehr zur Auswahl. Da müssen wir jetzt durch. Endlich, kurz vor Russell treffen wir auf eine breite Straße, die nach links zur Fähre, nach rechts nach Russell führt. In mir regt sich ein schlimmer Verdacht. Die freundliche Dame beim Einchecken in dem sehr schönen, terrassenförmig am Berg angelegten TOP 10 Holiday Park bestätigt mir, dass die Fähre auch Wohnmobile mitnimmt. Da muss ich wohl dem Navi eine andere Einstellung verpassen. Mir verpasst Gisela böse Blicke.
(TOP)

[26. März] Bay Of Islands sonnig 23 °C

Wir hatten gestern Nachmittag im TOP 10 Office eine Dolphin Tour durch die Bay Of Islands gebucht, weil auch die Wettervorhersage sich gut anhörte. Diesmal hatten sie auch recht damit, denn das Wetter zeigt sich heute Morgen von seiner besten Sonnenseite und so laufen wir voller Erwartung die zehn Minuten bis zum Schiffsanleger in Russell hinunter. Der Katamaran kommt zwar zehn Minuten zu spät von gegenüber aus Paihia an, doch schon nach fünfzehn weiteren Minuten treffen wir auf Delfine. Zwei weitere Schiffe befinden sich auch schon im Gebiet. Unter dem Motto Schwimmen mit Delfinen versucht eine Gruppe von Unentwegten hinter den Delfinen her zu schwimmen. Doch die interessiert es nicht die Bohne und vergnügen sich lieber miteinander und umkreisen mehr die Schiffe - zu unserem Vergnügen. Die Tiere tauchen und springen wie für uns bestellt. Gestern ist wohl an dieser Stelle ein Killerwal (Orca) aufgetaucht und hat sich einen der Delfine als Mittagsmahl gegönnt. Dass diese Geschichte kein Seemannsgarn war, sehen wir später als Schlagzeile auf der ersten Seite der Lokalzeitung. Die Delfine schwimmen und springen noch eine Zeitlang neben dem weiterfahrenden Schiff her.

Die Inselwelt der Bay Of Islands erscheint uns in der Vormittagssonne traumhaft schön. Das Ziel ist die Attraktion Hole in the Rock. Hierbei handelt es sich um einen großen Felsen im Meer mit einer solch großen durchgehenden Öffnung, dass der Katamaran leicht hindurch fahren kann. Die Gegend ist sehr fischreich. Um das zu demonstrieren, halten zwei Mädels von der Crew eine Angelschnur ins Wasser. Keine zwei Minuten später zappeln große kräftige Fische am Haken. Die Mädels haben große Probleme, die Fische dingfest zu machen. Wo es die wohl heute zum Essen gibt?

Russell ist ein kleiner, verschlafener Ort, in dem die Uhren noch langsamer ticken als in manch anderen Orten - wenn keine Touristen da sind. Man kann gut am Schiffsanleger sitzen, träumend über die Bay nach Paihia hinüber schauen und dabei den Segelschiffen und kleinen Yachten beim Kreuzen zusehen. In dem kleinen Eiscafé gönnen wir uns ein köstliches Zitroneneis im Hörnchen.

Von unserem Wohnmobilstandplatz mit Bay View überblicken wir die traumhaft schöne Landschaft der Bay Of Islands. Alltagsstress ist hier ein Fremdwort; wir sitzen neben dem Wohnmobil auf unseren bequemen Campingstühlen, lauschen dem leisen Rascheln der Bäume und halten ein Glas Wein in der Hand, der im Halbschatten der Bäume fruchtig schimmert. Es ist einfach nur schön, hier zu sitzen, die Seele baumeln und die farbenprächtige Natur der Bay Of Island auf uns wirken zu lassen.
(TOP)

[27. März] Russell, Paihia sonnig 25 °C

Die Wettervorhersage stimmt am Morgen nicht mit dem Wetter überein. Schwere Wolken liegen über der Bay. Jawohl, wir haben gestern Abend tatsächlich mal wieder einen Fernsehsender empfangen und hätten aber wissen müssen, dass die Neuseeland-Wettervorhersagen sich meistens auf den vergangenen Tag beziehen. Wir trödeln herum und so ist es schon nach zehn Uhr, als wir am Schiffanleger die Personenfähre (return ticket für 10 Dollar) hinüber nach Paihia betreten.

So zuckeln wir gemütlich 25 Minuten lang hinüber, während die Schnellfähre für den gleichen Preis nur fünf Minuten benötigt. Wir wollen ein wenig bummeln gehen, doch die Anzahl der Läden hält sich in dem kleinen Touristenort in Grenzen. Auf einer Bank genießen wir heute mal das Panorama von Russell von der anderen Seite der Bay. Im Restaurant direkt am Wasser gönnen wir uns mal wieder sehr schmackhaften Fisch und weniger gute Chips, mit Aussicht auf die Bay. Zu unserer Freude wischt die Sonne nun die letzten Wolken hinweg. Zur Belohnung gibt es wieder ein Zitroneneis bei der Rückkehr in Russell. Nicht ganz klar war uns, dass auf der anderen Seite von Russell und dem Holiday Park ein traumhafter Strand auf uns wartet. Man könnte ihn auch zu Fuß erreichen, natürlich nur über einen Berg. Strände erreicht man in Neuseeland immer nur nach Überquerung von Bergen. Der Parkplatz ist leer, es befinden sich nur wenige Besucher am Strand. Die gehören wohl auch zu den Villen, die an der Uferstraße eine unverschämt schöne Lage haben. Wir nehmen die Gelegenheit wahr und hüpfen bei milden Luft- und Wassertemperaturen in das Wasser der Bay und schwimmen in einer traumhaften Umgebung. Als Sahnehäubchen würden jetzt nur noch ein paar Delfine fehlen. Der Rest des Tages gehört unseren Büchern, die wir in dieser schönen Umgebung genießen. Die Seele baumelt mal wieder.

Die Pringels, die wir heute Mittag in dem kleinen Supermarkt von Russel für teures Geld erstanden hatten, essen wir am Abend zweimal. Einmal in den Magen rein und nach heftigem Magengrummeln wieder raus. Als wir beide wieder aufnahmefähig sind, realisieren wir das Ablaufdatum der Chips. Es liegt ein halbes Jahr in der Vergangenheit.

Der Himmel hat sich wieder bezogen. Bei starker Bewölkung bleibt von der Schönheit der Bay nicht viel übrig, das muss ich ehrlich sagen, denn dann zeigt sich das Panorama wie jeder andere Ort auf der Welt.
(TOP)

[28. März] Russell ⇒ Orewa wolkig 23 °C

Die Wolken gestern Abend kündigten schon den Wetterwechsel an. Das schöne Wetter soll sich für die nächsten Tage hier oben im Norden verabschieden und Sturm und Regen weichen. Schön bleiben soll es um Auckland herum und Richtung Tauranga. Die logische Konsequenz ist, wir nehmen wieder Kurs nach Süden. Diesmal setzen wir aber mit der Fähre für 17 $ für zwei Personen und Wohnmobil über. Die Fahrt dauert kaum 10 Minuten und schon sind wir auf normalen Straßen unterwegs. Die Kurvenfahrt durch die Berge bleibt uns erspart. Meinem Navi habe ich nun auch Autofähren erlaubt, obwohl ich die Fähre diesmal zur Not auch ohne Navi gefunden hätte.

Das erste Ziel an diesem Morgen ist die wohl berühmteste öffentliche Toilette der Welt in Kawakawa; nicht etwa, weil wir unseren Kaffee schon wegbringen müssten, sondern ausschließlich um das Bauwerk zu besichtigen, das Friedensreich Hundertwasser im Jahr 1999 hier, fast am Ende der Welt, geschaffen hat. Gleich gegenüber kann man das Wohnmobil an der Straße abstellen und das architektonisch eigenwillige Kunstwerk besuchen und bewundern. Unablässig kommen und gehen Wohnmobile mit nur diesem einen Ziel.

Bei schönem Wetter und genauso schöner Fahrt erreichen wir wieder Orewa, unseren mittlerweile lieb gewonnenen Holiday Park. Die Lage haben wir lieb gewonnen, nicht etwa die Ausstattung oder die sanitären Anlagen. Die werden zwar um die Mittagszeit gereinigt und geputzt, doch es wohnen hier absolute Schweine auf dem Platz, denen es gelingt, den Toilettenbereich innerhalb einer halben Stunde in einen voll gepinkelten Saustall zu verwandeln. Das Reinigungspersonal kommt aber erst wieder zur nächsten Mittagszeit. Nicht unerwähnt lassen möchte ich die kostenlose Nutzung des Internets. Mit Recht fragt man nach dem Haken, denn Internet kostet immer, auf allen Campingplätzen. Der Computer steht neben dem Cola-Automaten in einem kleinen Bretterverschlag neben dem Eingang zum Office. Der alte Röhrenmonitor verrichtet noch seinen Dienst, und die Tasten der schmuddeligen Tastatur lassen sich auch noch runterdrücken. Die Maus fasse ich nur mit spitzen Fingern an.

Wir nutzen die Gelegenheit bei milder Luft und der einsetzenden Ebbe, um am Strand und im seichten Wasser zu laufen und Muscheln zu suchen. Als wir zum Wagen zurückkehren staunen wir nicht schlecht, als uns die Holländer schon wieder über den Weg laufen. Sie hatten die gleiche Idee wie wir, denn sie flüchteten vor dem Wetter aus Kerikeri. Mit dem Sonnenuntergang machen sich erst ein Wind, dann ein Sturm und schließlich ein Orkan auf, der von Osten nicht richtig befestigte Zelte wegpustet und an den Wohnmobilen rüttelt. Bei Ebbe ist das Wasser normalerweise weit draußen, jetzt schlagen die Wellen an die Dünen. Die Nacht wird entsprechend unruhig, denn auch Äste krachen ständig auf das Dach, der Regen peitscht die Tropfen mit lautem Prasseln gegen die Plastikverkleidung. Schlaflos in Orewa. Eigentlich sollte dieses Wetter doch im Norden sein.
(TOP)

[29. März] Orewa ⇒ Waihi Beach sonnig 23 °C

Der Morgen zeigt sich frisch gewaschen mit strahlendem Sonnenaufgang, blauen Himmel und einem lauen Lüftchen vom Meer. Unschuldig schmeichelt sich die Natur bei uns ein, als wenn es die vergangene Nacht gar nicht gegeben hätte. Wir verlassen Orewa trotzdem Richtung Auckland. Die rush hour sollte gegen 10 Uhr eigentlich vorbei sein, doch wegen der vielen Baustellen kommen wir nur mit Schrittgeschwindigkeit nach Auckland hinein und hindurch. Das erste Ziel ist der Mt.Eden, von seinem Gipfel aus soll man einen tollen Blick aus südlicher Richtung auf die Skyline Aucklands haben. Google Earth zeigte mir zu Hause einen Parkplatz an, mein Navi verweigert mir einen Hinweis auf einen Parkplatz. Es hat recht. Ich fahre mitten durch die engen Straßen der Wohngebiete einmal um den Berg herum, es bietet sich nirgendwo ein Plätzchen, auf das ich meinen Lastwagen stellen könnte. Erinnerungen an unser Parkplatzsuchdesaster in den USA Städten kommen auf. Ein Reisebus mit Japanern kommt mir entgegen. Wenn ich hinter dem her führe, vielleicht leitet er mich zu einer Parkgelegenheit. Doch in kann nirgends wenden. Der Verkehr ist in den engen Straßen zu dicht, der Raum zu klein. Mittlerweile ist der Bus längst außer Sichtweite. Ich gebe auf. Dann eben nicht. So bleibt nur ein Foto aus dem Auto heraus, als wir gerade über die Auckland Harbour Bridge fahren. Rechts auf dem Foto ist übrigens der Mt.Eden zu sehen.

Wir verlassen die Großstadt zuerst auf der SH1 später auf der SH2 in Richtung Tauranga, Ziel ist heute Waihi Beach an der Bay of Plenty. Der Himmel ist blau, die Sonne scheint, es geht wieder in und über die Berge. Waihi Beach hat wirklich einen sehr schönen lang gezogenen Sandstrand und der TOP 10 Holiday Park verfügt über einen schönen Pool und ein Spa. Am Strand ist es sehr windig, doch auf der anderen Seite der Straße merken wir auf dem Platz nicht viel davon.

Vor Waihi Beach liegt der nette kleine Ort Waihi. Etwas oberhalb der Hauptstraße wird in einem Tagebau Gold gesucht und abgebaut. Als ich so am Fotografieren bin, werde ich von einem Paar mittleren Alters angesprochen, ob ich ein Besucher der Stadt sei. Mit den Jahren hat man ja so einige Erfahrungen mit Leuten gemacht, die einen ungefragt ansprechen. In Neuseeland war es bisher immer hilfsbereit gemeint, ja, die Menschen kommen auf einen ohne Hintergedanken zu. Das ist eine vielleicht typisch neuseeländische Art; denn ich wurde freundlich in die Geheimnisse des kleinen Goldsucherstädtchens Waihi eingeweiht. Und sie haben sich dreimal dafür entschuldigt, dass das Heimatmuseum heute geschossen hätte.
(TOP)

[30. März] Waihi Beach bedeckt 20 °C

Die Kiwi-Wettervorhersage hat gestern Abend mal wieder das Wetter des abgelaufenen Tages vorhergesagt, für heute, versteht sich; es hängen dicke schwere Wolken über der Küste. Der Morgen zeigt sich recht frisch und windig. Der Herbstanfang lässt grüßen. Es ist die richtige Zeit, um mal die Wäsche zu waschen. Anschließend fahren wir los, um uns den Ort Waihi Beach anzusehen, der aus 100 m Straße mit kleinen Geschäften besteht. Man merkt, dass die Hauptsaison zu Ende ist, denn es sind kaum Leute unterwegs und viele Geschäfte haben geschlossen. Waihi Beach ist ein Ort, der von Feriengästen lebt. Viele Ferienwohnungen reihen sich rechts und links der Straße, die wir bis ans Ende der Halbinsel nach Bowentown fahren. Von hier aus kann man gut den Vulkan Mt.Manganui bei Tauranga erkennen. Die Straße endet an einer romantisch gelegenen kleinen Bucht. Allein die Sonne bleibt heute auf dem Meer. Wir folgen der Küstenstraße nach Süden. In Katikati verlassen wir sie und lenken unser Gefährt durch viele Kiwiplantagen Richtung Meer. Hier endet die Straße an einem Bootsanleger mit einem Parkplatz direkt am Ufer. Der rechte Zeitpunkt für die Mittagspause mit Aussicht.

Die Sonne kommt doch noch etwas heraus und deshalb lassen wir den Nachmittag am Pool und im Spa ausklingen. Viel Vergnügen haben wir nicht dabei, weil eine Schulklasse mit Halbwüchsigen plötzlich den ganzen Platz, zuerst den Pool und den Spa überschwemmt und später am Abend auch die Küche für andere Camper unbenutzbar macht. Aber wir haben ja unsere Küche an Bord. Pizza soll es heute einmal sein, die wir uns tiefgefroren besorgt hatten. Unser Gasherd hat einen eingebauten Pizzaofen. Die erste Pizza ist hinten verkohlt und vorne fast noch gefroren, als sie aus dem Ofen kommt. Rein statistisch betrachtet ist sie zwar optimal gebacken, sie landet dennoch ungegessen im Mülleimer. Die zweite, es passt immer nur eine in den Ofen, drehen wir alle zwei Minuten mit der Hand und so ist sie halbwegs gar, doch der Geschmack ist grauenvoll. Wir werden in diesem Wohnmobil keine tiefgekühlte Pizza mehr zubereiten.
(TOP)

[31. März] Waihi Beach bedeckt 18 °C ⇒ Port Waikato bedeckt 21 °C ⇒ Orewa sonnig 20 °C

Das Wetter will sich anscheinend nicht mehr berappeln. Deshalb nehmen wir heute wieder Kurs in Richtung Tasman See hinüber nach Waikato Beach. Dort wurden ja auch Filmaufnahmen zum Herr der Ringe gemacht. Nach dem wir die Berge wieder hinter uns gelassen haben, hängen die Wolken über der Ebene nur höher, aber genauso dicht. Wir müssen ein Stück auf der SH 1 fahren. Obwohl das Navi mir die richtige Ausfahrt angibt, verpasse ich sie im unübersichtlichen Straßengewirr und nehme dafür die nächste. Mein Navi ist einverstanden mit meiner Entscheidung und leitet mich immer weiter in eine Landschaft, wo wir das Gefühl bekommen, auch zeitlich in die Vergangenheit zu fahren. Irgendwann sieht es aus wie 1755 vor der Besiedlung des Yukon am Klondike River. (Wir waren zwar nie dort, aber es muss dort so ausgesehen haben!). Am Ende der Straße gibt es einen mit schwarzen Sand befestigten Parkplatz oberhalb einer Dünenlandschaft mit Blick auf die Tasmanische See. Sonnenuntergänge kann man von hier sicher gut beobachten. Die Bucht schwingt sich mit seinem schwarzen Sandstrand weit nach Norden. Vielleicht beeinflusst das trüber Wetter unsere Sichtweise negativ auf diese Gegend. Auch der TOP 10 Holiday Park löst nur bei seinem Anblick schon Fluchtgefühle aus. Nein, diese Einöde sagt uns gar nicht zu. Zügig verlassen wir dieses Ende der Welt und fahren zurück in die Zivilisation. Noch ein ganz praktischer Hinweis: Wer mit Diesel fährt, sollte vollgetankt hierher kommen, denn es ist nicht sichergestellt, dass man hier tanken kann. Was Benzin angeht, bin ich mir auch nicht so sicher.

Wir stehen nun vor der Wahl, den letzten Übernachtungsplatz zu finden, weil wir morgen das Wohnmobil in Auckland abgeben müssen. Deshalb nehmen wir Kurs auf Manakau, einem Vorort von Auckland. Der TOP 10 Holiday Park liegt direkt an einer viel befahrenen Stadtautobahn und direkt in der Einflugschneise des nur 8 Km entfernten Flughafens von Auckland. In einer Nebenstraße legen wir eine kleine Mittagspause ein, bei der wir alle zwei Minuten die kreisenden Flugzeuge wahrnehmen. Auch von diesem Ort nehmen wir schleunigst Reißaus. Was bleibt, ist zum letzten Mal eine Rückkehr nach Orewa, mit dem wunderbaren langen Sandstrand, dem blauen Meer und dem wunderschönen Ausblick. Die Sonne gesellt sich zum Abschied wieder zu uns und in der klaren Luft können wir bis zu Halbinsel Coromandel hinüberblicken. Wir laufen wieder auf dem Strandweg bis hinüber zum öffentlichen Parkplatz, genießen die abendlichen warmen Sonnenstrahlen und schauen den Kite-Surfern zu. Es ist der ideale Platz, um Abschied zu nehmen von einem wunderbaren Land.
(TOP)

[1. April] Orewa ⇒ Auckland wolkig 21 °C

Aus irgendeinem Grunde sind die Koffer schwerer als auf der Anreise. Dabei haben wir gar nicht so viele Souvenirs gekauft. Weil üblicherweise alle Holiday Parks um 10 Uhr verlassen sein müssen, fahren wir zum nebenan liegenden öffentlichen Parkplatz, um die restlichen Aufräumarbeiten vorzunehmen und nochmals Abschied zu nehmen vom blauen Meer der Bucht von Orewa.

Wie vor zwei Jahren brechen wir irgendwann voller Wehmut auf zur letzten Fahrt, um das rollende und lieb gewonnene zu Hause nach 4 Wochen abzugeben. Noch einmal volltanken und gegen Mittag stellen wir es mit einer Träne im Auge in der KEA-Station in Auckland ab. Die Abgabe verläuft wie erwartet problemlos, wir bekommen auch das ausgelegte Geld für den Wasserkocher ohne Nachfrage wieder und sogar ein Neuseeland Bildband geschenkt. Mit dem kostenlosen Shuttle werden wir zum Hotel gebracht. Unser Zimmer im Hotel Sky City Tower ist noch nicht fertig, deshalb stürzen wir uns, um die Wartezeit zu verkürzen, in das Großstadtgetümmel.

Unser Zimmer ist groß mit geräumigen Betten und hat ein Badezimmer der Superklasse: Kein Schimmel an den Decken, keine Spinnweben, keine alten knarrenden Holztüren an der Dusche, die nicht richtig schließen, keine Münzautomaten, um mit 50ct. 6 Minuten duschen zu dürfen; nein, wir werden wohl immer noch nicht richtige Camper werden. Trotzdem würden wir ohne Frage wiederkommen und mit dem Wohnmobil immer wieder auf Tour gehen.

Es wird langsam zur schönen Gewohnheit, den letzten Abend im Orbit Restaurant auf dem Tower in Auckland zu verbringen. Den Tisch hatte ich ein paar Tage zuvor im Internet gebucht, weil wir beim letzten Mal leichten Stress mit der Buchung des Tisches am gleichen Tag hatten. Es ist wieder der nicht ganz billige, aber krönende Abschluss in Neuseeland: leckeres Abendessen mit süffigem Wein, Abenddämmerung mit Sonnenuntergang über Auckland im sich in einer Stunde um sich selbst drehenden Orbit Restaurant in 190 m Höhe. Es geht ein Urlaub zu Ende in einem traumhaften Land auf der anderen Seite der Welt.
(TOP)

[2. April] Auckland, Devonport bedeckt 18 °C

Es ist Karfreitag. Unser Flug geht erst heute Abend um 22:30 Uhr. Bis 11 Uhr vormittags müssen wir unser Zimmer räumen. Jede Verlängerungsstunde soll 28 Dollar extra kosten. Wir verlängern nicht und stellen das Gepäck im Hotel unter. Zum Frühstück gehen wir wieder hinüber zu Denney's. Karfreitags haben alle Geschäfte geschlossen, nur wenige Restaurants haben geöffnet. Und dort muss man 2 Dollar extra Service Charge bezahlen. Ein paar Deutsche am Nebentisch meckern über die "Abzocke" unwissend, dass die extra Service Charge den Mitarbeitern direkt in die Tasche fließt.

Auf dem Rückweg zum Hotel sehen wir zufällig einen Bus um die Ecke biegen, auf dem die Werbung steht: City Circuit, Free Bus und ein roter Kreis mit Haltestationen. Doch wo kann man zusteigen? Eine Haltestelle soll der Tower selbst sein. Wir laufen einmal um den Block und finden keine Haltestelle. Als wir wieder vor dem Sky Tower stehen, hält der nächste Bus an einer unscheinbaren Haltestelle. Die meisten Busse dieser Linie sind unscheinbar und nicht unbedingt von den Stadtbussen zu unterscheiden. Vielleicht deshalb sind auch nur wenig Touristen im Bus. Kein Wunder, denn nirgends gibt es Werbetafeln, die auf die kostenlose Stadtrundfahrt hinweisen. Wie sehen viele Touristen unterwegs an den Haltestellen der öffentlichen Busse stehen. Sie sehen den Free Bus kommen und bleiben ratlos zurück, weil er nicht anhält. Wir lassen uns einmal herumkutschieren und steigen danach unten am Hafen aus.

Devonport

Die Personenfähre hinüber nach Devonport und zurück kostet 10 Dollar, sie verkehrt alle halbe Stunde. Das Besondere an der Fahrt ist, dass man immer einen schönen Blick auf das Panorama der Stadt hat.
In Devonport ticken die Uhren wieder langsamer als in Auckland. An der Promenade führt ein schöner Spazierweg mit vielen Bänken entlang; ein idealer Punkt für Fotos von der Skyline Aucklands. Wenn die starke Bewölkung nur nicht wäre. Trotzdem machen wir Fotos ohne Ende. Auf der anderen Seite des Fähranlegers dient ein Park heute am Karfreitag den Einheimischen als Picknickbereich. Überall sitzen Familien auf mitgebrachten Decken. Aus den Picknickkoffern werden Geschirr und Lebensmittel ausgepackt, die Väter stehen an den fest installierten und öffentlichen Grills und bereiten das Fleisch zu, die Kinder spielen und laufen drum herum. Wir fühlen uns zurückversetzt in die Zeiten der 50ger oder 60ger Jahre unserer Kindheit und würden am liebsten mitmachen.
Um den Fähranleger herum reihen sich viele kleine Geschäfte, Pubs und Restaurants. Weiter die Straße hinauf kommt man wieder zum Mt.Victoria. Wir erkennen die Straßen wieder, auf denen wir mit dem Wohnmobil vor ein paar Tagen herumgekurvt sind. Ohne Auto lässt sich alles viel entspannter erforschen.

Der Nachmittag zieht sich wie Kaugummi, bevor wir uns endlich entschließen, uns mit dem Taxi zum Flughafen bringen zu lassen. Eigentlich wollen wir gar nicht weg. Wenn jetzt jemand käme und uns anböte, die ganze Reise noch einmal zu machen, wir würden sofort annehmen. Doch niemand hält uns auf und so müssen wir unsere Koffer aufgeben und die Heimreise antreten.
(TOP)

Wer sich für die Südinsel Neuseeland 2010 interessiert findet etwas im Reisebericht Südinsel 2010.
Wie das aktuelle Wetter in Neuseeland gerade ist, erfährt man beim Neuseeland Wetterdienst.
(TOP)